Die neue dritte Mannschaft gegen den Tabellenführer
Heim-Punktspiel | 1. Landesklasse
Es wird Frühling. Im Frühling kommt die Sonne raus, der Frost wird seltener, und die Menschen kommen raus. Und die blöden Insekten und der TTV Eisenhüttenstadt kommen in die Pneumant Halle. Wie es sich zur heiteren Jahreszeit gehört, ist unsere Halle leicht gefüllt.
Wir, die neue dritte Mannschaft, empfangen den Tabellenführer. Gegenüber in der Halle spielt unsere erste Mannschaft und neben uns die Jugendmannschaft. Frühling und die Halle ist voll. Das hat den Charme vieler Zuschauer, vieler Interessierter und fachkundiger Unterstützer.
Eisenhüttenstadt bringt dann noch „Tischtennis-B-Prominenz“ mit in die Halle. Herr Stürzebecher, die gefürchtetste Rückhand östlich von Magdeburg, soll mit Sachkunde den Favoriten aus dem Osten unterstützen. Ob die Eisenhüttenst.dter das wirklich brauchen?
In der Hinrunde hatten wir 11:3 verloren, und was spricht dafür, dass wir heute ein völlig anderes Ergebnis sehen? Die Gäste, wieder mit ihrem Einkauf, dem höflichen und leider guten polnischen Spieler auf Position 1 und dann auch mit voller Kapelle, der stärksten Truppe gegen uns. Wir tauschten heute Herrn Hardy Krüger gegen Jürgen Heinze aus, und Karsten Mechler stand für Rene Baer an der Platte. Mal sehen, was wir davon haben. Auch hier geht es mit der Begrüßung los. Dann begrüßten noch die anderen Pneumanter Mannschaften ihre Gäste, und so wurde es fast ruhig in der Halle. Durch das gleichzeitige Einspielen an allen Tischen hörte man viele Bälle klicken und viele Schuhe am Boden quietschen.
Gerald und Jürgen durften als Doppel 2 gegen das Doppel 2 antreten. Karsten und ich hatten das Vergnügen gegen Hüttes Doppel 1. Fangen wir bei unseren Spielen an. Schnell führten wir mit einigen Punkten Vorsprung. In Polen spielt man wohl selten gegen Noppe, und daher konnte Karsten in dem ersten Satz Störfeuer und Vorteile schaffen. Leider reichte es nicht zum Satzgewinn, und so mussten wir dann den spannenden Satz mit 15:17 abgeben. Danach schien dem Favoriten wohl der Spaß vergangen zu sein, und sie ließen uns nicht mehr die Chance, hier etwas zu drehen. Also 0:3 gegen uns.
Gerald und Jürgen, geballte Erfahrung (höfliche Umschreibung für alte Männer), machten es aber ordentlich. 1. Satz gewonnen, 2. verloren (Altersschwäche?), 3. und 4. gewonnen, damit steht es jetzt 1:1 nach den Doppeln.
Kann ein Wunder geschehen?
Gerald nun gegen Ledwig, jugendlicher sportlicher Wahn gegen seriöse Alt-Herren-Übersicht. Der erste Satz beginnt, und der junge Hüpfer legt los wie die Feuerwehr. Mit Gewalt und Tempo will er seinen dreifach so alten und doppelt so schweren Gegner überrollen. Aber auch ein „Obelix“ lässt das nicht immer zu, und wenn man den Ball einfach immer wieder zurückspielt… Also abgeklärt holt Gerald den ersten Satz mit 14:12 für Pneumant. Jetzt lässt sich Herr Ledwig von seinem Spezialcoach instruieren, wie er spielen muss, was er machen muss. Herr Stürzebecher, zurzeit aktiv beim TTC Düppel, ist ein wirklich erfahrener Spieler und kennt jeden Kniff und Trick. Noch kann das Felix L. aus E-Hütte diese Vorschläge nicht umsetzen. Der Satz 2 geht wieder an unsere Eins. Doch die Betreuung von „Stürzi“ ist nicht beendet, und der Sportler aus Eisenhüttenstadt fängt an, die Ideen und Vorschläge umzusetzen. Satz 3 geht an den Flummi aus dem Osten. Ich selbst lasse mich zeitgleich zügig vom polnischen Berufsspieler auseinandernehmen und verliere deutlich mit 0:3. So, jetzt kann ich ja Gerald etwas Mut zusprechen. Noch führt Gerald mit 2:1 Sätzen. Auf der Seite der Eisenhüttenstädter steht also ein junger, austrainierter, ehrgeiziger Hochleistungssportler; an seiner Seite einer der besten TT-Spieler im Raum Berlin-Brandenburg. Mit ernster Miene und dem Gefühl, jetzt den Bock umschmeißen zu können, schmunzeln sie zu Gerald rüber. Gerald, von der Figur und Erscheinung, kann diese Attribute nicht spiegeln. An seiner Seite hat er einen unbedeutenden, dennoch hochinteressierten Tischtennisnovizen. Wie sollen wir dieses allbekannte Momentum jetzt umwerfen? Der Satz 4 beginnt, und Herr Ledwig schlägt wild entschlossen die Bälle zurück. Immer härter und immer schneller will er unseren höflichen und ruhigen Herrn Stamm die Punkte entreißen. Gerald und ich haben die Idee:Wenn der jungsche Bursche da so wild rummacht, machen wir langsam. Soll der Hüpfer doch zeigen, dass er jung ist, austrainiert, wild, kopflos, hart, schnell, hektisch. Gerald spielt gemäß unserer Idee, ruhig, besonnen, sortiert, entspannt, gezielt, locker, fröhlich, einfach die Bälle zurück. 10:10 im 4. Satz, unsere Idee geht wohl auf. Doch oh weh, Herr Ledwig ist noch nicht müde und kann doch noch zweimal mit Gewalt, Tempo und Hatz zwei Punkte holen. Mist,Gerald und ich unterhalten uns, wir bleiben dabei. Wir sind wie der Frühling, langsam kommend, aber nicht aufzuhalten. Und was darf ich schreiben, schnell musste sich Herr Ledwig im 5. Satz der Erkenntnis hinsetzen, dass heute der 2. Frühling bei Gerald heute einfach besser war. So steht es also 2:2 nach den ersten Spielen.
Jürgen Heinze spielte schon gegen Herrn David Schulz, und da lief es nicht so gut für unseren Pneumi. Auch Karsten, der diese Saison unsere 4. Mannschaft verstärkt, musste eine Niederlage mit 2:3 hinnehmen. Der Aufstiegsfavorit zeigt keine echte Schwäche. Nun also die 2. Runde, und Gerald gegen Herrn Bartoszwski. Auch hier konnte Gerald ordentliches Tischtennis zeigen, doch so ein Spielereinkauf muss ja seine Taler wert sein, und daher geht auch dieses Spiel an Eisenhüttenstadt. Jetzt ich gegen Herrn Ledwig. Die Idee, wie bei Gerald einfach das Gegenteil von dem zu machen, was Herr Ledwig macht, läuft gut. Auch scheint sein Wundercoach hier nicht die Hilfe zu sein. Doch warum ich dann anfange, die Idee, das Gegenteil zu machen, gleich zu übertreiben und Bälle, die Herr Ledwig auf den Tisch spielt, dann neben den Tisch zu spielen, kann ich im Nachhinein nicht verstehen. Zwar konnte ich den ersten Satz gewinnen, den zweiten bis zum 11:11 auch spannend halten, doch dann war ich leider nicht mehr gut genug, um ordentlich dagegenzuhalten. Also auch hier, Spielgewinn für Eisenhüttenstadt.
Jürgen, dem die laute Halle, die dadurch etwas erhöhte Geräuschkulisse, nicht entgegenkommt, kann sein 2. Spiel nicht gewinnen, und wir liegen mit 2:7 hinten. Noch ein Punkt für uns, und wir haben das Ergebnis wie im Hinspiel. Ein Wunder wird es wohl nicht geben. Schade irgendwie, heben wir uns das eben auf. 😉
Karsten Mechler gegen David Schulz, ein Duell, das schon öfter gespielt worden ist. Sehr oft im 5. Satz für Herrn Mechler entschieden, sollte doch heute alles für unseren 3. Punkt laufen. Aber na klar, genau heute spielt Herr Schulz einfach saustark, als ob er den baldigen Aufstieg seiner Truppe riechen kann, sich davon mehr Kraft holt oder wie auch immer. Karsten steht verärgert und genervt am Tisch und muss einen 0:2 Satzrückstand auf der Anzeigentafel erkennen. Zufällig kann ich Karsten daran erinnern, was er eigentlich spielen will, wie die Bälle platziert werden sollten und wie er doch mal seine Beine in die Hände nehmen könnte und so weiter. Und siehe da, er macht das, läuft mehr, geht mehr in die Knie, spielt die Bälle lang auf den Körper, und all das, was er weiß und kann, doch noch nicht gemacht hatte. Also Satz 3 mit 12:10 an unseren Ersatzspieler. Wobei ich anmerken möchte, dass Karsten aus Treue zum Verein, für die Unterstützung der 4. Mannschaft und tolle Teamhingabe diese Saison nicht bei uns fest eingeplant ist. Sportlich zeigt er, dass er immer einen Platz bei uns verdient hat. Und das macht er jetzt deutlich. Nicht nur, dass seine Abwehr wieder ordentlich gespielt wird, auch immer mehr offensive Schläge klappen, und Herr Schulz muss dann eine schmerzhafte 2:3 Niederlage hinnehmen. Feiner Sport.
Jürgen hat nun die undankbare Aufgabe, am Nebentisch gegen die Nr. 1 vom TTV zu spielen, und da er bis heute nur ein Spiel verloren hatte, ist es verständlich, dass Jürgen das Spiel nicht gewinnen konnte. Einen Satz holte er bei dem Spiel, was er mit 1:3 abgeben musste. Es steht 3:8, und Gerald hat sein 3. Spiel. Da Herr Stamm wieder große Schritte zur Altmeisterform trägt, war sein 3:1 Sieg gegen den Spieler Gedig nicht überraschend, sondern erwartbar. Schön, wenn man sich auf die Leistung seiner Teamkameraden verlassen kann.
Dann wieder ich, gegen Herrn David Schulz, der noch genervt und wütend vom 5. Satz Krimi gegen Herrn Mechler ist. Seine Wut, der Frust hilft ihm. Ich, der noch eben gezählt hatte, und dem Luxus des Phlegmas genieße, lassen ihn schnell den 1. Satz zu 6 gewinnen.
Hatte ich erwähnt, dass die Halle voll war? Dass viele Zuschauer da waren? Dass durch drei Punktspiele echt was los war? Dass dadurch Zuschauer von dem einem Spiel zum anderen kuckten und hier und da quer durch die Halle uns Pneumanter anfeuerten? Bei unserer 1. Mannschaft spielte gerade Gina Lorenz einen flotten Ball, und ich sollte hier, bei dieser tollen Stimmung, den Kopf hängen lassen? So geht das nicht. Jetzt das Phlegma gegen Ruhe und Abgeklärtheit tauschen, ist eine Sache des Kopfes, Mentaltraining, eine Leidenschaft von mir.
Also Tunnel an. Ich höre dann klatschen, für mich, für Herrn Schulz, ein Guido Uecker, der mir zuruft, aufzupassen, einen Gerald, der die Punkte zählt, und so weiter. Tote Bälle auf den Körper, und dann weite Vorhand, das ist der Plan, und der Plan ist gut. 13:11 im 2. Satz. 12:10 im 3. Satz, Herr Schulz wirkt genervt, er spielt die bessere, härtere Technik, seine Punkte sind oft spektakulärer, schneller, besonders. Ich spiele einfach meinen Plan, tote Bälle auf den Körper, und dann weite Vorhand. Soll der Herr laufen, ich stehe hier und spiele meine Idee. Die Idee passt heute, und der 4. Satz geht mit 11:9 an mich. Fein, Phlegma bezwungen.
Karsten hat noch gleichzeitig gespielt, war aber gegen Herrn Ledwig nicht in der Lage, das Spiel zu holen. Damit haben wir doch glatt 5 Punkte geholt. Ordentliche Mannschaftsleistung.
Bis bald.
Maurice